ADFC: Radweg als Anbau an die Hammer Brücke
Der Neusser Stadtrat soll am Freitag über den Auftrag zur Prüfung einer "weiteren Rheinquerung speziell für Radfahrer in Höhe der Hammer Eisenbahnbrücke" mit dem Ziel, "den Transport von Waren und Personen weiter zu verbessern". Was bedeutet das?
Das von der CDU angeregte Brückenbauprojekt ist nicht ganz neu. Schon vor drei jahren hatte die IHK den Bau einer Straßenbrücke neben der Eisenbahnbrücke vorgeschlagen, um Verkehr zwischen den Häfen Neuss und Düsseldorf zu erleichtern. Damals wurde die Idee noch ohne Radweg präsentiert. Heute lockt der Antragstellen mit der Aussicht auf einen Radweg.
Neue Straßenbrücke würde Pendler ins Auto locken
Jan-Philip Büchler von der antragstellenden CDU beruft sich im Gespräch mit der NGZ auf eine ganzheitliche Sicht und möchte jedem Verkehrsmodus etwas geben. Daber übersieht er: Eine zweite Brücke nach Hamm für würde den Pendlern zwischen den Nachbarstädten die Fahrt mit dem eigenen PKW attraktiver machen. Für den gewünschten Modal Shift hin zu mehr Radverkehr und ÖPNV wäre das ein Nullsummenspiel. Eine Verkehrswende erreicht man so nicht.
Tatsächlich würde ein Radweg Fahrten zwischen der Neusser und der Düsseldorfer Innenstadt um etwa einen Kilometer verkürzen. Doch dafür braucht man keine weitere Straßenbrücke, ein Radweg könnte auch wie im niederländischen Nijmwegen als Anbau an die vorhandene Bahnbrücke realisiert werden. Das war im Jahr 2013 der erste Vorschlag des ADFC für einen Radschnellweg zwischen Neuss und Düsseldorf. Ein solcher angebauter Radweg wäre nicht nur viel billiger als eine komplett neue Straßenbrücke. Er würde auch den unerwünscheten Effekt vermeiden, dass neue Straßen immer auch neuen Autoverkehr anziehen.
Radschnellweg RS5 und Brücke über die Hafeneinfahrt sind vorrangig
Der ADFC begrüßt, dass die Stadt Neuss sich kürzlich dazu bekannt hat, dass der Radschnellweg RS5 vom Neusser Markt über die Josef-kardinal-Frings-Brücke nach Düsseldorf pünktlich zur Landesgartenschau 2026 fertig gestellt werden soll. Dieses Projekt hat für den Fahrrad-Club erste Priorität. Gleichzeitig muss der Bau eines Radwegs über die Neusser Hafeneinfahrt vorangetrieben werden. Das ist das nächste wichtige Radwegprojekt zwischen Düsseldorf und Neuss.
Der Weg über den Rheindeich und die Ölgangsinsel nach Heerdt wäre die bei weitem attraktivere Strecke als die heutigen Routen über den Knoten Am Kaiser. Er könnte als linksrheinische Radpendlerroute in Heerdt über den Nikolaus-Knopp-Platz zur Hansaallee geführt und dort mit dem Büdericher Böhler-Radweg sowie der neuen Düsseldorfer Radleitroute West-Ost verknüpft werden.
Es wurde vorgeschlagen, diese Radwegbrücke gemeinsam mit der "Erftsprung" genannten neuen Güterbahnbrücke zu bauen. Auch der vom Logistikprojekt getrennte Bau einer eigenen Radwegbrücke wird diskutiert. Der ADFC erhält regelmäßig Anfragen von Bürgern, wann diese Brücke endlich kommt. Diese kommen nicht nur von Neusser Pendlern und Freizeitradlern, sondern auch von Radfahrenden aus Heerdt.
Verkehrswende gelingt nur, wenn man Mobilität systemisch denkt: Man muss positive Anreize für Fahrrad und Bahn setzen und darf nicht gleichzeitig den PKW-Verkehr attraktiver machen. Das wäre ein Nullsummenspiel. Deshalb spricht sich der ADFC gegen ein weitere Straßenbrücke zwischen Neuss und Düsseldorf aus und fordert, jetzt mit aller Kraft den Radschnellweg RS5 zur Landesgartenschau 2026 fertig zu stellen. (Heribert Adamsky, Vorsitzender des ADFC Rhein-Kreis Neuss e.V.)
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