Bergheimer Straße (fast) geöffnet
Die Stadt Neuss arbeitet jahrelangen Investitionsstau für den Radverkehr langsam ab. Ein wichtiges Projekt war die Neugestaltung eines Teils der Bergheimer Straße. Es bleibt aber noch viel zu tun.
Die Bergheimer Straße verbindet auf direktem Weg die Innenstadt mit dem Dreikönigenviertel und Reuschenberg. Alte Neusser erinnern sich: Früher sorgte sogar eine Straßenbahn bis Eichendorffstraße für bequemen ÖPNV-Anschluss. Mit dem Bau von A57 und Konrad-Adenauer-Ring in den 60er Jahren wurde sie zur Ausfallstraße – ohne Straßenbahn und nur stadtauswärts befahrbar. Der zweispurige Einbahnverkehr belastete Anwohner und Schüler eines großen Schulzentrums mit Lärm, Abgasen und Unfallgefahr.
Deshalb forderte des ADFC schon in den Neunzigern die Öffnung für den Radverkehr in beiden Richtungen bei nur noch einem Fahrstreifen für den Autoverkehr. Erst nach der Jahrtausendwende begann ein langsames Umdenken, und man hielt im Kapitel Radverkehr des neuen Verkehrsentwicklungsplans fest: „Die markanteste Netzlücke durch den innenstadtnahen Bereich erstreckt sich vom Knoten Konrad-Adenauer-Ring / Bergheimer Straße in Richtung Nordosten entlang der Straßen Friedrichstraße, Zollstraße, Am Kehlturm, Wendersplatz, Hammer Landstraße.“
Planungswerkstatt und Sicherheitsaudit
Zug um Zug wurden seitdem Radwege angelegt und Einbahn-Teilstücke für Radfahrer geöffnet. Der Abschnitt zwischen Ebertplatz und Schillerstraße wurde in diesem Frühjahr fertiggestellt. Der Planung vorausgegangen war ein extern moderiertes Werkstattverfahren, an dem auch der ADFC und die Anwohnerinitiative „Sichere Bergheimer Straße“ teilnahmen, die sich für Tempo 30 und mehr Straßenbäume einsetzte. Die Verwaltung hatte im Vorfeld von der Uni Wuppertal ein Sicherheitsaudit erstellen lassen, das nach einer Analyse der polizeilichen Unfallstatistik zu einem Ergebnis kam, das einige überraschte: Radverkehr in Gegenrichtung bereitet keine Sicherheitsprobleme. Aber Fußgänger, die zwischen parkenden Autos die Straße queren wollen, sind durch Sichtbehinderung und zu hohes Tempo gefährdet. Die Empfehlung war eindeutig: Tempo 30, Freigabe für den Radverkehr und häufigere Unterbrechung der Parkstände. Nach diesen Vorgaben hat man geplant und gebaut und gleichzeitig den Eingangsbereich zum Botanischen Garten erneuert.
Wann geht es weiter?
Auf der Bergheimer Straße klafft jetzt stadt-einwärts noch eine Radverkehrslücke zwischen Eichendorffstraße und Schillerstraße. Die soll laut Bauausschuss-Beschluss vom 5. 9. 2017 nach einer umfangreichen Kanalsanierung auf der Bergheimer und der Dreikönigenstraße geschlossen werden, die Mitte 2019 beginnen und ca. 12 Monate dauern wird. Es ist also mit einer Fertigstellung Mitte 2020 zu rechnen. Das ist noch ziemlich lange hin ...